Wer schiefe Zähne oder eine Kieferfehlstellung hat geht zum Kieferorthopäden. Das ist nichts Neues. Weniger weit verbreitet ist das Wissen, dass eine kieferorthopädische Behandlung bei Kindern und Jugendlichen auch positive Auswirkungen auf die Atmung haben kann. Speziell bei Patienten mit Problemen wie einer eingeschränkten Nasenatmung oder Schnarchen sollten die Effekte unterschiedlicher kieferorthopädischer Therapieansätze auf die Atemwege nicht unberücksichtigt bleiben.

Wieso gibt es überhaupt Zusammenhänge zwischen Kieferorthopädie und Atmung?

Der Zusammenhang zwischen Kieferorthopädie und Atmung liegt auf der Hand, wenn man sich verdeutlicht, dass die oberen Atemwege (Mund- und Nasenraum) weitestgehend von Kieferknochen begrenzt sind. Der Kieferorthopäde nimmt durch seine Behandlung beim wachsenden Patienten Einfluss auf die Lage, Form und Größe der Kiefer. Damit beeinflusst er direkt oder indirekt auch die Anatomie der Atemwege.

Ein zu schmaler Oberkiefer ist beispielsweise ein kieferorthopädischer Befund, der sich im Mund meist durch einen zu engen Zahnbogen äußert. Nicht selten ist bei diesen jungen Patienten auch die Nasenatmung eingeschränkt. Anatomisch lässt sich das wie folgt erklären:
Der Oberkieferknochen bildet das Dach des Mundes und gleichzeitig den Boden der Nase. Es ist also naheliegend, dass ein zu kleiner Oberkiefer in der Etage darunter (im Mund) Zahn- und Kieferfehlstellungen und in der Etage darüber (in der Nase) Atemprobleme nach sich ziehen kann.

Wie sieht eine kieferorthopädische Behandlungsplanung unter Berücksichtigung der Atmung konkret aus?

Wenn wir beim Beispiel eines zu schmalen Zahnbogens bleiben so gibt es bei der Therapie zwei mögliche Ansatzpunkt:

  1. Auf Zahnebene: Erweitern des Zahnbogens durch gezielte Zahnkippung nach außen.
  2. Auf Kieferebene: Erweitern des gesamten Oberkiefers auf Kieferebene.

Beide Therapieansätze haben im Mund einen weiteren Zahnbogen zum Ziel. Sie unterscheiden sich unter anderem in Ihrem Effekt auf die Nasenatmung, was vor Allem für Patienten mit eingeschränkter Nasenatmung Relevanz besitzt. Bei Option 1. bleibt diese unverändert. Bei Option 2 ist neben einem erweiterten Zahnbogen auch ein erweiterter Nasengang mit verbesserter Nasenatmung zu erwarten.

Ein anderes Beispiel zum Zusammenhang zwischen Kieferorthopädie und Atmung ist die Therapie einer großen Schneidezahnstufe. Auch hier sind unterschiedliche Therapieansätze denkbar.

  1. Ansatz im Oberkiefer: Belassen der Unterkieferstellung. Reduktion der Stufe durch nach hinten bewegen der Zähne im Oberkiefer.
  2. Ansatz im Unterkiefer: Funktionskieferorthopädische Wachstumsstimulation und Einstellung des Unterkiefers in einer weiter vorne gelegenen Position.

Beide Therapieansätze haben eine Reduktion der Schneidzahnstufe zum Ziel. Sie unterscheiden sich unter anderem in Bezug auf ihren Effekt auf die oberen Luftwege. Eine kieferorthopädische Unterkiefervorverlagerung wirkt sich positiv auf die oberen Luftwege (Mund-, Rachenraum) aus. Besonders bei Schnarchern oder Patienten mit Risikofaktoren für eine obstruktive Schlafapnoe sollte der positive Effekt einer kieferorthopädischen Unterkiefervorverlagerung bei der Therapieplanung berücksichtigt werden.

Wie lautet das Fazit?

  • Probleme mit Nasenatmung und Schnarchen sollten vor kieferorthopädischer Behandlungsplanung abgefragt werden.
  • Zahn- und Kieferfehlstellungen sollten nie isoliert, sondern immer im funktionellen Zusammenhang gesehen werden.
  • Die Vor- und Nachteile unterschiedlicher kieferorthopädischer Therapieoptionen sind immer gründlich und individuell gegeneinander abzuwägen.
  • Die Effekte einer kieferorthopädischen Behandlung auf die Atmung sollten bei der individuellen Behandlungsplanung immer bedacht und berücksichtigt werden.

 

Gastbeitrag von:
Dr. Fabian von Rom (Kieferorthopäde)
Fachpraxis für Kieferorthopädie
Münchner Straße 72
85774 Unterföhring

Webseite: www.kieferorthopaede-vonrom.de

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