Upper Airway Resistance Syndrome

Das Upper Airway Resistance Syndrome. Sie haben über die letzten Jahre zugenommen und schlafen nicht gut. Ihr Partner / Ihre Partnerin sagt, dass Sie angefangen haben zu schnarchen. Schon Ihr Vater leidet an obstruktiver Schlafapnoe und bekam eine CPAP-Maske verordnet. Sie gehen damit zu Ihrem Hausarzt, der Sie zur Untersuchung ins Schlaflabor schickt. Das Ergebnis der Polysomnographie zeigt aber keine Auffälligkeiten. Was nun?


Upper Airway Resistance Syndrome – Der eigentliche Grund für Ihre chronische Erschöpfung

Bevor Sie nun nach irgendwelchen anderen Gründen für Ihre chronische Erschöpfung suchen, sollten Sie nicht sofort ein Atemproblem in der Nacht ausschließen. Auch nicht, wenn Sie nicht unter obstruktiver Schlafapnoe leiden. Tatsächlich können Atembeschwerden in der Nacht Zustände wie Schilddrüsenunterfunktion, chronisches Erschöpfungssyndrom, Depressionen, Schlaflosigkeit und sogar Reizdarmsyndrom verursachen oder sogar verschlimmern.

Der von den Schlafmedizinern festgelegte Grenzwert für eine obstruktive Schlafapnoe bedingt mindestens 5 Apnoen oder Hypopnoen im Durchschnitt pro Stunde. Apnoe bedeutet, dass Ihre Atmung komplett für 10 Sekunden oder länger aussetzt. Bei Hypopnoen ist der Atemfluss für 10 Sekunden oder länger vermindert. Was aber ist, wenn Ihre Atmung 25 mal in der Stunde für nur wenige Sekunden aussetzt?

 

Dr. Christian Guilleminault – Ein Pionier der Schlafforschung

Anfang der 1990er Jahre, untersuchte Dr. Christian Guilleminault von der Stanford University junge, schlanke Männer und Frauen, die ständig müde waren, egal wie lange sie schliefen. Anhand von ärztlich betreuten Schlafstudien wurde festgestellt, dass diese Personen nicht an obstruktiver Schlafapnoe litten. Durch Druckkatheter in Brustkorb und Rachen konnten sie jedoch feststellen, dass sie häufige Phasen teilweiser Atemblockaden hatten, die zu einer leichten, aber dennoch auffälligen Einschränkung des nasalen Luftstroms und stark negativem Unterdruck im Rachen führten.

 

UARS – Weder Apnoen noch Hypopnoen

Die meisten dieser kleineren Aussetzer waren weder Apnoen noch Hypopnoen. Dennoch führten sie zu Reaktionen und damit zu einem Wechsel von tiefem zu leichtem Schlaf. Dahinter verbargen sich häufige Obstruktionen und Reaktionen, die nicht schwerwiegend genug waren, um als Apnoen oder Hypopnoen zu gelten, jedoch aber stark genug, um den Tiefschlaf zu stören.

Schon leichte Formen der eingeschränkten Atmung können zu starken / tiefgreifenden Hirnstimulationen und Reaktionen führen, die Sie Ihren Tiefschlaf immer wieder unterbrechen. Diese Reflexsignale an das Gehirn können so schwach sein, dass sie nicht einmal zur äußeren Hirnrinde vordringen, um von standardmäßigen Kopfhautelektroden erfasst zu werden.

 

Ursache sind Ihre Eltern (und Ihre Kiefer)

Das grundlegende Problem bei UARS ist auf eine verkleinerte Anatomie der oberen Atemwege zurückzuführen, diese ist vererbbar. Sie entsteht durch einen zu kleinen Kiefer und die dadurch entstehende Platznot der Zähne und deren schiefe Anordnung. Je weniger Platz hinter Ihrer Zunge ist, umso wahrscheinlicher wird Ihre Atmung gestört werden, wenn Sie auf dem Rücken liegen (die Zunge fällt durch die Schwerkraft nach hinten) und in Tiefschlafphasen (durch die Muskelentspannung). Aus diesem Grund können die meisten UARS-Betroffenen nicht auf dem Rücken schlafen oder versuchen es zu vermeiden. Aber auch wenn Sie auf der Seite oder auf dem Bauch schlafen, haben Sie noch immer Atemprobleme, nur vielleicht nicht so stark.

 

Wenig Tiefschlafphasen und die Folgen

Es wurde herausgefunden, dass Schlafmangel und zu wenig Tiefschlafphasen zu einer ganzen Reihe von physiologischen Veränderungen führen. Grund dafür ist im Allgemeinen eine chronische Überstimulation Ihres sympathischen Nervensystems. Es ist der Kampf-oder-Flucht-Mechanismus Ihres willkürlichen Nervensystems. Ihr Köper denkt, dass er angegriffen wird und fährt Ihr Nervensystem hoch, er versetzt Sie also in Alarmbereitschaft. Sie sind nervös, überempfindlich oder reagieren in ganz normalen Situationen über. Ihre Körperflüssigkeiten und Energien fließen nicht mehr in die richtigen Bahnen und gelangen so nicht zu den wichtigen Körperteilen und Organen. Davon betroffen sind beispielsweise das Verdauungssystem, die Fortpflanzungsorgane, Haut und Extremitäten.

Auch Ihre Nase und die Nasennebenhöhlen können durch diesen gereizten Zustand überempfindlich oder sogar allergisch reagieren, bedingt durch Wetterwechsel, Chemikalien, Parfums. Chronischer Stress durch Schlafmangel kann aber auch Ihr Immunsystem stärken.


Liegt es an Ihren Hormonen oder an Ihrer Atmung?

Eine Reihe anderer Studien weist darauf hin, dass UARS-Patienten anfälliger für bestimmte somatische Syndrome sind. Darunter sind unter anderem kalte Hände oder Füße, Schilddrüsenunterfunktion, Reizdarmsyndrom, Depressionen und chronische Müdigkeit. In der Tat hat eine kürzlich durchgeführte Studie sogar gezeigt, dass chronischer Langzeit-Schlafentzug zu einer signifikanten Senkung der TSH- und T4-Werte (Werte von Schilddrüsenhormonen) führt. Dabei sind Frauen im Vergleich zu Männern viel anfälliger für diesen Effekt.

Mit zunehmendem Alter und insbesondere das über die Jahre ansteigende Gewicht, werden die meisten Betroffenen zu einer echten obstruktiven Schlafapnoe übergehen. Die meisten, die an UARS leiden, trotz jüngeren Alters und schlanker Figur, haben höchstwahrscheinlich ein oder zwei Elternteile mit ausgeprägter obstruktiver Schlafapnoe.

 

Upper Airway Resistance Syndrome – Was können Sie tun?

Wie können Sie nun vorgehen, da Sie für sich festgestellt haben, an dieser Krankheit zu leiden? In den meisten Fällen wird sie wie eine obstruktive Schlafapnoe behandelt. Zunächst beginnen Sie mit den konservativen Therapien, wie Gewichtsverlust, sollten Sie übergewichtig sein, Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, Verbesserung der Nasenatmung und nicht zu späte Mahlzeiten. Wenn diese Optionen nicht für Sie funktionieren, müssen Sie zu Hilfsmitteln greifen, wie einer CPAP-Maske, Protrusionsschiene (Schnarchschiene) oder gar einem operativer Eingriff in Form einer Kieferoperation gegen Schlafapnoe.

Leider werden Ihnen die Kosten für Therapien, egal welcher Art, von den Krankenkassen nicht erstattet, wenn Sie keine im Schlaflabor diagnostizierte obstruktive Schlafapnoe haben. Die Ironie daran ist, dass in unserem Gesundheitssystem abgewartet werden muss, bis eine schlimme Erkrankung vorliegt bzw. ein schlimmerer Zustand erreicht ist, anstelle die leichtere Form im Frühstadium zu behandeln und somit eine OSA zu verhindern.

 

Wenn Sie vermuten, dass Sie an einem Widerstandssyndrom der oberen Atemwege leiden, könnten Sie mit dem Desinteresse an Ihrem Anliegen von Seiten der medizinischen Fachwelt enttäuscht werden. Nur wenige Schlafmediziner sind der Meinung, dass UARS als Krankheit bezeichnet werden kann. Sie würden es eher als Auswirkung des Schnarchens bezeichnen als es zu einer Ausprägung der obstruktiven Schlafapnoe zuzählen.

Am besten ist es also für Sie, wenn Sie sich rundum weiter informieren und hartnäckig bleiben. Ihre oberste Priorität sollte es sein, besser atmen zu können.

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