Als Geierhals wird eine Kopfhaltung beschrieben, bei der der Kopf stark überstreckt wird. Es handelt sich um eine der klassischen Fehlhaltungen im gesamten Kopf- und Halsbereich. Oft wird bei diesem Phänomen unterschätzt, wie eng es mit den verengten Atemwegen der Schlafapnoe verbunden sein kann. Haltung und Schlafapnoe sind meist wechselseitig aneinander gekoppelt.
Die verengten Atemwege und das Zungenbein im Fokus
Das Zungenbein befindet sich als kleiner Knochen am Übergang vom Mundboden zum Hals. Es weist keine Verbindung zum restlichen Teil des Skeletts auf. Das Os hyoideum, wie das Zungenbein anatomisch heißt, ist an Muskeln und Bändern aufgehängt. Über eine Schaukelfunktion verschafft es Kehlkopf und Luftröhre entsprechende Bewegungsfreiheit. Wie wichtig das Zungenbein für die Atmung ist, wird häufig in Kriminalgeschichten beschrieben: Sein durch äußere Gewalteinwirkung hervorgerufener Bruch führt zum Ersticken.
Ebenso ist das Zungenbein als Teil jeden Erste-Hilfe-Kurses wichtig. Bei einer bewusstlosen und hilflosen Person sorgt die Überstreckung des Kopfes in stabiler Seitenlage dafür, dass die Atmung weiterhin sichergestellt ist.
Die Lage des Zungenbeins, insbesondere auch in Verbindung mit dem umgebenden Bindegewebe, ist maßgeblich für die Schluckfunktion und die Leichtigkeit des Atmens.
Hier wird bereits die enge Verbindung zwischen Kopfhaltung und Zungenbein deutlich. Die Positionierung des Zungenbeins wirkt sich auf die Gesamtgesundheit aus.
Wer aus unterschiedlichen Gründen heraus unter Schluck- und Atembeschwerden leidet, neigt zu einer dauerhaften Überstreckung des Kopfes. Der sogenannte Geierhals entsteht. Mit ihm machen sich häufig Symptome wie Kopfschmerzen und Schmerzzustände im gesamten Nackenbereich bemerkbar. Viel zu oft wird dabei die Gesamtsituation in der Kopfhaltung und auch eine möglicherweise bestehende Schlafapnoe nicht als Mitursache gesehen.
Schlafapnoe und Geierhals als wechselseitige Beziehung
Der Geierhals entsteht in der modernen Zeit häufig durch eine falsche Haltung bei der Betrachtung von Bildschirmen aller Art. Der Betroffene ist meist nicht bewusst, dass sie verkrampft ständig den Kopf überstrecken, wenn sie etwa das Handy oder den PC-Bildschirm betrachten.
Die Überstreckung des Kopfes kann aber auch gefördert werden, wenn ein Betroffener unter Schlafapnoe leidet. Dabei kommt es durch eine Erschlaffung der Muskulatur im Bereich der oberen Atemwege zu einer Verstellung und Verengung. Diese Muskulatur ist mit dem Zungenbein verbunden. Es verlagert sich, wenn die Muskulatur ihre Aufgaben in diesem Bereich nicht nicht mehr erfüllt.
Menschen mit Schlafapnoe atmen erschwert, was insbesondere im Schlaf zu den gefährlichen Atemaussetzern führen kann. Instinktiv versucht unser Körper, die verengten Atemwege mit einer Überstreckung des Kopfes zu vermindern. Das führt zunächst zu einer Erleichterung der Atmung, aber auch über die Zeit zur Ausbildung eines Geierhalses mit den bereits beschriebenen Beschwerden.
Warum der Geierhals eine schlechte Körperhaltung ist
Was das Atmen erleichtert, stellt für den Rest des Organismus Schwerstarbeit dar. Es wirken pro Zentimeter überstreckten Kopfes etwa 2 kg mehr auf den Kopf ein. Die Rücken- und Nackenmuskulatur wird intensiv gefordert und schließlich auch überfordert.
Der Nacken büßt an Beweglichkeit ein und Schmerzen in diesem Bereich werden zur Regel. Es kann sich ein ganzes Beschwerdebild bestehend aus Nackenschmerzen, Kopfschmerzen und Migräne herausbilden. Ebenso leidet häufig die Stimmentfaltung. Der Resonanzraum für die Stimme wird durch die spezifische Verlagerung des Zungenbeins und die Kopfüberstreckung eingeschränkt.
Es kommt vornehmlich nachts zu einer verstärkten Atmung durch den Mund. Diese führt dazu, dass die Zunge nach unten gedrückt wird. Die Stellung der Halswirbelsäule und des Zungenbeins zueinander verändern sich in einer Weise, die ihrerseits Asthma, Schlafapnoe und eine verstärkte Gewebebildung im Bereich der Mandeln begünstigt.
Betroffene erkennen den Zusammenhang zwischen ihrer Kopfhaltung, der Lage des Zungenbeins und dem Geierhals häufig nicht. Auch Ärzte, die nur die einzelnen Symptome für sich betrachten, werden nicht immer aufmerksam auf die wechselseitigen Ursachen.
Eine ganzheitliche Betrachtung als Ausgangspunkt
Der Geierhals wird nicht nur durch die Schlafapnoe gefördert. Auch umgekehrt hat eine schlechte Kopfhaltung Auswirkungen auf die Muskulatur im Kopf- und Nackenbereich. Beide Zustände – schlechte Haltung und Schlafapnoe – können einander bedingen. Manche Experten gehen heute davon aus, dass unsere moderne Art zu leben bereits früh Impulse dafür setzt, eine schlechte Haltung im Bereich des Kopfes zu entwickeln. Der Oberkiefer wächst heute eher nach unten als nach vorn.
Von der Zunge und den Zähnen gehen Kraftimpulse aus, die normalerweise eine korrekte Haltung im Kieferbereich stimulieren. Häufig fehlen diese sinnvollen Kraftimpulse heute. Wenn man so will, kauen wir zu wenig. Die beteiligten Muskeln im Kiefer und im gesamten Kopf- und Halsbereich bilden sich von Anfang an nicht kräftig genug aus.
So wird von Anfang an auch eine Positionierung des Zungenbeins begünstigt, die später eine dauerhafte Fehlhaltung und Probleme mit der Atmung hervorrufen kann. Diese Schwierigkeiten beim Atmen entstehen unter anderem dadurch, dass die Wangenknochen einfallen, sich damit die nasalen Atemwege verengen und sich der Gaumen mehr oder minder stark absenkt. Im Kiefer entsteht ein Fehlbiss und die Kopfhaltung verändert sich dauerhaft in Richtung Überstreckung.
Wichtig ist dabei auch die Positionierung von Oberkiefer und Unterkiefer zueinander. Wächst der Oberkiefer nach unten und eher nach hinten, wirkt sich das direkt auf die Positionierung des Unterkiefers aus. Dieser schiebt sich nach hinten, damit wir weiterhin kauen können. Kiefergelenkprobleme sind damit an der Tagesordnung. Die Ausbildung einer Schlafapnoe wird wahrscheinlich. Die damit verbundene Verengung der Atemwege balanciert unser Körper mit der dauerhaft veränderten Kopfhaltung als Geierhals aus.
Alles, was nach derzeitigem Kenntnisstand die Schlafapnoe fördert, wie Übergewicht und geschwächtes Bindegewebe im Halsbereich, begünstigt auch den Geierhals. Umgekehrt setzt der Geierhals mit der Verlagerung des Zungenbeins als schlechte Körperhaltung eigene negative Impulse, die Schlafapnoe und verwandter Symptome weiter verstärken können. Auf den Punkt gebracht, entsteht ein Teufelskreis aus Verlagerung des Zungenbeins, Geierhals, Mundatmung und Atembeschwerden mit gegenseitiger Verstärkung.
Fehlhaltung und Zungenbein
Bei der Betrachtung dieses ganzheitlichen gesundheitlichen Problems ist noch ein anderer Aspekt zu berücksichtigen. Im Nacken laufen verschiedene Nervenstränge zusammen, die für unsere Gesamtbefindlichkeit und Gesundheit maßgeblich sind. Verkrampfungen und Fehlhaltungen führen zu einer stärkeren Neigung der Wirbelsäule durch den Geierhals. Diese Fehlhaltung im Kopf- und Nackenbereich kann sich auf die gesamte Körperhaltung auswirken. Sie kann neben den Nerven auch Blutgefäße in Mitleidenschaft ziehen, die unter anderem das Gehirn versorgen.
Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass von einer verlagerten Positionierung des Zungenbeins massive Gesundheitsprobleme etwa über eine permanente Fehlaktivierung des Sympathikus, eine eingeschränkte Lebensqualität und auf Dauer gesehen auch eine verminderte Lebenserwartung ausgehen können.
Deshalb ist es wichtig, gesundheitliche Probleme im Kontext von Schlafapnoe und Geierhals als Gesamtheit zu betrachten. Eine dauerhaft verbesserte Positionierung des Zungenbeins und ein Einwirken auf den Geierhals können zu gesundheitlichen Verbesserungen in vielen Bereichen führen. Ebenso kann eine frühzeitige Betrachtung der Kiefersituation mit Blick auf eine Schlafapnoe der dauerhaften Überstreckung des Kopfes entgegenwirken. Haltung und Gesundheit sind nicht voneinander zu trennen.