Schlafapnoe Schmerzen

Schlafapnoe (OSAS) schmerzt nicht

Jeder kennt es, wenn man einen Schnupfen oder Erkältung hat. Das kann ganz schön lästig sein. Man bekommt schlecht Luft, muss ständig die Nase putzen oder sie ist verstopft, bekommt womöglich noch eine wunde Nase von den Taschentüchern und zu allem Übel stellt sich dann oft auch noch ein Husten dazu ein. Das Husten tut weh und man wird ständig von seinen alltäglichen Tätigkeiten abgelenkt. Die Schmerzen sind unangenehm und man möchte sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Spätestens dann geht man zum Arzt.

Der Arzt soll die Schmerzen nehmen

Von ihm erwarten wir, dass uns dann geholfen wird. Die Beschwerden sollen wieder schnellstmöglich verschwinden. Mit einem Rezept in der Hand und dem Hinweis auf bewährte Hausmittelchen verlassen wir dann die Arztpraxis in Richtung Apotheke. Mit einer Tüte voll mit Arzneien geht es dann ab nach Hause zum Auskurieren. Diesen Ablauf kennen wir zur Genüge, denn er hat sich bewährt. Für uns ist das ganz normal und selbstverständlich. Wie sieht das aber bei einer Schlafapnoe aus?

„Ach, das bisschen Schnarchen!“

Das denken sich wahrscheinlich so einige Menschen. Das hat doch jeder ab und zu mal. Mal mehr, mal weniger. „Aber warum soll ich damit zum Arzt rennen? Mir fehlt doch nichts. Und dieses ständige Generve, dass man angeblich im Schlaf aufhört zu atmen. Noch lebe ich, also kann es gar nicht so schlimm sein. Dass ich tagsüber so müde bin, liegt nur an dem Stress auf der Arbeit. Ich brauch einfach mal wieder so richtig Urlaub und Erholung.“ Wenn man es doch nur so einfach damit abtun könnte. Das wäre schön. Die Realität ist aber nun mal anders. Schnarchen ist nicht automatisch gleich Schlafapnoe und für eine Schlafapnoe muss man noch nicht mal schnarchen. Es ist also nicht so einfach. Es kann fatale Folgen haben, wenn man die körpereigenen Signale herunterspielt oder die Hinweise auf Atemaussetzer durch andere ignoriert.

 

Das Trügerische bei der Schlafapnoe

Eine unerkannte bzw. unbehandelte Schlafapnoe, egal ob obstruktiv, zentral bedingt oder die gemischte Variante, wird sich negativ auf den Körper und seine Funktionen auswirken. Die Gesundheit leidet darunter. Das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, steigt dramatisch an, besonders sogar, wenn man schon eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hat. Durch die Atemaussetzer wird die Lunge nicht mehr belüftet und mit neuem Sauerstoff versorgt. Das hat zur Folge, dass der Sauerstoff in der Lunge aufgebraucht wird. Zu wenig Sauerstoff lässt den Blutdruck und die Herzfrequenz steigen. Je länger die Atemaussetzer anhalten und je niedriger der Sauerstoffgehalt im Blut ist, umso stärker ist die Blutdruck- und Pulsreaktion des Körpers. Der Körper versucht sich zwar selbst zu helfen, in dem er die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausschüttet und somit einen Weckruf (Arousal) auslöst, aber das hilft nicht immer, um die regelrechte Atmung wieder zu aktivieren. Der Körper wird immer weiter im Schlaf geschädigt und wird daran gehindert, die überaus wichtigen nächtlichen Regenerationsprozesse ablaufen zu lassen. Diese finden aber nur statt, wenn der Körper einen ungestörten Schlaf bekommt, welcher nicht bei einer unbehandelten Schlafapnoe gegeben ist. Folgeschäden neben Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes können vorab schon u.a. Herzinsuffizienz („Herzpumpschwäche“), Herzrhythmusstörungen und die Koronare Herzerkrankung sein. Eine Schlafapnoe kann auch dazu führen, dass die Gedächtniszellen zerstört werden. Zumindest hat man bei Schlafapnoe-Patienten eine verminderte Größe dieser nachweisen können. Das Gehirn ist durch die Atemaussetzer in zweierlei Hinsicht gefährdet. Kurzfristig kann es durch die stark schwankenden Blutflußgeschwindigkeiten und Blutdrücken im den Hirngefäßen zu einer Sauerstoffunterversorgung im Gewebe kommen. Man erleidet einen Schlaganfall.

 

Langzeitschäden durch Schlafapnoe

Langfristig können solche Sauerstoffunterversorgungen ebenfalls zu einem Schlaganfall führen, wenn Entzündungsreaktionen mit arteriosklerotischen Ablagerungen embolische oder thrombotische Ereignisse auslösen. All dies läuft ohne Schmerzen im Hintergrund ab bis sich die Situation zuspitzt und man einen Schlaganfall oder einen akuten Herzinfarkt erlebt. Die Schmerzen i.R. eines akuten Herzinfarktes spürt man natürlich. Aber zu diesem Zeitpunkt muss man zügig und richtig handeln, um eine tödliche Folge noch abwehren zu können. Das könnte man sich ersparen, wenn man in sich hineinhört, die eigenen oder fremd wahrgenommenen Körpersignale ernst nimmt und sich ärztlich untersuchen lässt.

 

Unser Körper schlägt Alarm bei Schlafapnoe

Unser Körper versucht bei Erkrankungen so viel wie möglich selbst zu kompensieren und zu heilen. Aber ihm sind da auch Grenzen gesetzt und er braucht dann unsere Unterstützung. Bei der Schlafapnoe ergeht es ihm nicht anders. Die schädigenden Prozesse durch eine unbehandelte Schlafapnoe sind schleichend und schmerzlos.  Verspürt man Schmerzen dadurch, kann es fast schon zu spät sein. Daher ist es von äußerster Wichtigkeit, dass man auf sich selbst und seinen Körper achtet, was er einem versucht mitzuteilen. Was sagt uns unser Körper? Oder wie zeigen sich seine Signale?

Aufmerksam sein für Veränderungen an unserem Körper, in unserem Körper, unserer Funktionsfähigkeit ist da die Devise:

  • Schlafstörungen
  • Schnarchen
  • Atemaussetzer
  • Kein erholsamer Schlaf
  • Tagesmüdigkeit, Einschlafneigung, Sekundenschlaf
  • Nachlassende kognitive Fähigkeiten (Gedächtnis, Konzentration, Auffassungsgabe, Aufmerksamkeit, Reaktionsfähigkeit, Handlungsfähigkeit, etc.)
  • Verminderte Stressresilienz, Leistungs- und Belastungsfähigkeit
  • Stimmungsschwankungen, Depression
  • Verminderte Libido, erektile Dysfunktion
  • Schlafapnoe Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Koronare Herzerkrankung
  • Häufiger auftretende Atemnot bei gewohnten Tätigkeiten
  • Körpergewichtzunahme
  • Insulinresistenz und Diabetes
  • Nächtliche Schweißausbrüche
  • Vermehrtes nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
  • Schwellungen, Rötungen, Falten im Gesicht; nachlassende Hautelastizität; matte Hautfarbe
  • Kopfschmerzen, vor allem am Morgen
  • Anatomische Besonderheiten (Kieferstellungen/ -formen, große Zunge, …)
  • Eingeschränkte Nasenatmung durch Nasenscheidewandverkrümmung, Polypen
  • Vergrößerte Mandeln
  • Alkoholkonsum, Schlafmittel, Nikotin, Ecstasy
  • Mundtrockenheit
  • Schwindel
  • Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür
  • Tinnitus, Hörsturz
  • Schreckhaftes Aufwachen durch Weckrufe (Arousals)
  • In der Einschlafphase auftretende Beinahe-Verlegungen des Rachens mit Geräuschentwicklung

 

Diese Liste ließe sich bestimmt noch weiter ergänzen. Wenn man sich schon bei einigen dieser o.g. Punkte wiederfinden kann, sollte man sich seinem Hausarzt anvertrauen, der diese Symptome anhand der Krankengeschichte in Zusammenhang bringen und ggfs. weitere fachärztliche Abklärungen in die Wege leiten kann.

 

Eine Gefahr auch für die Mitmenschen

Für Menschen, die beruflich auf das Führen eines Kraftfahrzeuges angewiesen sind, gilt eine besondere Sorgfaltspflicht. Grundsätzlich muss jeder vor Abfahrt seine persönliche Fähigkeit zur Führung eines KFZ überprüfen und in Frage stellen. Berufskraftfahrer*innen tragen aber eine besondere Verantwortung. Sie transportieren andere Menschen, Lasten oder auch Gefahrgüter. Unfälle, in denen Berufskraftfahrer*innen beteiligt sind, haben oft tragische oder tödliche Ausgänge. Daher sollte diese Berufsgruppe und die der Piloten*innen besonders gut auf sich achten und erste Anzeichen für eine Schlafapnoe ernst nehmen.

 

Schlafapnoe schlägt Schnupfen

Bei Schnupfen wissen wir, was zu tun ist. Der ist uns unangenehm und er kann im Krankheitsverlauf zu Schmerzen führen. Aber er ist nicht lebensbedrohlich. Die Schlafapnoe hat schmerzlose Symptome. Aber die dürfen deswegen als nicht weniger wichtig betrachtet werden. Im Gegenteil. Die Folgen einer ignorierten Schlafapnoe können tödlich enden. Man kann es mit Notfallpatienten nach einem Unfall vergleichen.

Schlafapnoe Unfall

Diejenigen Verletzten, die laut schreien und auf sich aufmerksam machen können, haben noch ausreichende Vitalfunktionen und Reflexe. Sie sind der Schnupfen. Man kann was machen, aber es ist noch nicht zwingend notwendig. Die leisen und stummen, bewusstlosen Verletzten sind akut vitalbedroht und man muss direkt handeln und die Lebensfunktionen sichern oder sogar wiederherstellen. Sie sind die Schlafapnoe. Das soll jetzt nicht heißen, dass man bei Schnupfen nichts mehr machen sollte. Nein. Man muss nur wissen, wie man die Prioritäten, die Wertigkeiten zu setzen hat. Schmerzen sind zwar Warnzeichen des Körpers, aber sie sind nicht die einzigen.  Es gilt auch schon, kleinere Warnzeichen zu erkennen und sie nicht herunterzuspielen, einen Arzt bzw. Facharzt die Bewertung dieser zu überlassen.

 

Umdenken bei Krankheitssymptomen

Es gilt umzudenken und nicht mehr die Schmerzsymptomatik als ersten Grund für einen Arztbesuch zu sehen, sondern schon kleine Veränderungen an sich zu erkennen und den Leidensdruck nicht zu groß werden zu lassen, bevor wir handlungsaktiv werden.

 

Stefan D.

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