Zungenfett als Ursache für Schlafapnoe wurde in letzter Zeit erforscht. Es ist bekannt dass die Reduzierung des Gewichts bei der obstruktiven Schlafapnoe eine wirkungsvolle Behandlung darstellt. Dabei stellt sich die entscheidende Frage ob ein nachhaltiges Abnehmen möglich ist. Wenn sich die Schlafapnoe im Zusammenhang mit einer Gewichtszunahme darstellt, kann dies eindeutig mit Ja beantwortet werden. Wie ist es jedoch, wenn es sich genau umgekehrt verhält? Bei diesen Fällen ist die Gewichtsreduktion nur eine theoretische Lösung, die sich allerdings nicht in die Realität umsetzen lässt. In der Wissenschaft ist nämlich bewiesen, dass der Stoffwechsel ohne (Zell-)Atmung nicht möglich ist. Eine Schlafapnoe ist durch nächtliche Aussetzer (Apnoen) sowie Atemflusslimitierungen gekennzeichnet, der Körper ist dabei einer reduzierten Versorgung mit Sauerstoff ausgesetzt. Damit geht eine Verschlechterung des Zellatmungsprozesses einher. Die Zellatmung ist wiederum für die kalte Verbrennung von Nahrung zuständig, die Zuhilfenahme von Sauerstoff dient dabei als Oxidationsmittel. Aus diesem Grund verschlechtert sich bei einer Schlafapnoe der Zellatmungsprozess. Das hat zur Folge, dass die Nahrung nicht mehr effizient in Energie umgewandelt werden kann. Das bedeutet, dass Nahrung die nicht verbrannt wird, in Form von Fettdepots im Körper eingelagert wird. Das hat für betroffene Menschen zur Folge, dass diese an Übergewicht leiden.
Wie sich das Übergewicht auf die Zunge auswirkt?
Eine im Jahr 2014 veröffentlichte Studie der University of Pennsylvania, hat Zusammenhänge der Schlafapnoe mit dem Zungenfett untersucht. Dabei wurde die Zungengröße und das Zungenfett von Menschen mit Übergewicht und Menschen ohne Schlafapnoe miteinander verglichen. Bei diesem Vergleich konnte man feststellen, dass Menschen die unter Schlafapnoe litten, eine signifikant größere Zunge als Nicht-Apnoiker vorwiesen. Zudem konnte ein merklich höherer Prozentsatz an Zungenfett festgestellt werden. Nach diesen Erkenntnissen wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob sich die Reduzierung des Zungenfetts auf die Schlafapnoe auswirkt und diese verbessert.
Kann die Reduzierung des Zungenfetts die Schlafapnoesymptome lindern?
In einer weiteren klinischen Studie aus dem Jahr 2020 haben Forscher festgestellt, dass sich die Reduzierung des Zungenfetts unmittelbar auf die Verbesserung der Schlafapnoesymptome auswirkt. Dies wurde von den Wissenschaftlern mittels MRT untersucht, im speziellen wie sich die Gewichtsabnahme auf die oberen Atemwege auswirkt. In diese Studie waren 67 Patienten mit einem BMI von über 30 die an einer leicht- bis schwergradigen obstruktiven Schlafapnoe litten eingebunden. Die Teilnehmer mussten über einen Zeitraum von 6 Monaten das Körpergewicht mittels einer Diät um knapp 10 Prozent verringern. Das Ergebnis zeigte eindeutig, dass der Schweregrad der Schlafapnoe (gemessen mit dem Apnoe-Hypopnoe-Index) um 31 Prozent verbessert wurde.
Bauch- und Rachenraum mit MRT untersucht
Bei allen Studienteilnehmern wurde jeweils vor und nach der Gewichtsreduktion der Bauch- und Rachenraum untersucht. Hierbei wurde von den Wissenschaftlern die Veränderung zwischen der Gewichtsreduktion und dem Volumenverlust der Weichgewebestrukturen im Rachen untersucht. Dabei wurden die Veränderungen der Gewebestrukturen die zur Linderung der Schlafapnoe beitragen herausgefunden.
Das Zungenfett ist eindeutig ein Risikofaktor für Schlafapnoe
Die Forscher konnten dadurch den hauptsächlichen Zusammenhang zwischen Gewichtsreduktion und dem Grad der Schlafapnoe erkennen. Des Weiteren konnte durch die Studie belegt werden, dass sich die Gewichtsabnahme auch auf die Reduzierung einer der vier Kaumuskeln und der Rachenseitenwände auswirkte. Diese Volumenveränderungen trugen ebenso zur Verbesserung der Schlafapnoe bei, allerdings wirkte es sich nicht so stark wie bei der Reduzierung des Zungenfetts darauf aus.
In der Schlafapnoe-Therapie ist das Zungenfett ein wichtiger Faktor
Laut Wissenschaftler ist das Zungenfett als neues singuläres Ziel in der Therapie der Schlafapnoe anzusehen. In weiteren Studien soll nun erforscht werden ob es bestimmte Diäten gibt, die besonders gut für die Reduktion des Zungenfetts geeignet sind. Dabei ist noch nicht klar, ob sich auch Kältetherapien wie sie zum Beispiel bei der Verringerung des Bauchfetts eingesetzt werden ebenso für die Verringerung des Zungenfetts eignen. Es soll zudem evaluiert werden, ob auch Personen ohne Übergewicht die an OSA leiden einen erhöhten Fettanteil der Zunge aufweisen.
Ein weiterer ausschlaggebender Faktor bei Schlafapnoe ist die Stellung der Kiefer
Es wurde festgestellt dass es neben dem Übergewicht noch weitere Faktoren für OSA gibt. Im besonderen können vergrößerte Rachenmandeln oder eine Kieferfehlstellung wie eine Ober- oder Unterkieferrückenlage zu einer Schlafapnoe beitragen. Übergröße Mandeln können bei schlafbezogenen Atmungsstörungen mittels operativer Entfernung behandelt werden. Ist der Kiefer nicht ausreichend nach vorne gewachsen, so kann eine Verengung der oberen Atemwege vorliegen. In diesem Fall ist die Zunge die am Unterkiefer angewachsen und somit rückverlagert positioniert. Das bimaxilläre Advancement wird dabei zur nachhaltigen Erweiterung der oberen Atemwege eingesetzt. Dadurch wird das Ober- und Unterkiefer verlagert und eine Öffnung der oberen Atemwege erreicht was zur besseren Atmung beiträgt. Die nächtlichen Atmungsstörungen werden dadurch beseitigt und der Patient ist von der OSA geheilt. Durch diese Therapie profitieren Patienten letztendlich von einer gesteigerten geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit.