Viele schwören auf getrennte Schlafzimmer, aber ist das wirklich die Lösung des Problems? Klar, in getrennten Zimmern schlafen ist toll, denn da können wir uns einrichten wie wir wollen. Ohne Diskussion geht es nach dem eigenen Schlafrhythmus ins Bett. Andererseits leiden häufig sogar beide Partner unter den getrennten Betten. Gesprochen wird über das Problem wenig – dabei ließe es sich genau damit vielleicht aus der Welt schaffen.
In getrennten Zimmern schlafen – kündigen sie die Trennung an?
Getrennte Betten sind für viele ein Zeichen, dass in der Beziehung etwas nicht stimmt. Ein „da läuft nichts mehr“ oder „auseinandergelebt“ schwingt hinter vorgehaltener Hand oft mit. Das eigene Schlafzimmer hat tatsächlich seine Vorteile. Allerdings muss man aus Umfragen schleißen, dass getrennte Betten eigentlich nicht gewollt sind: 90 Prozent wollen mit ihrem Partner das Bett teilen. Warum wollen also dennoch so viele getrennte Schlafzimmer in der Partnerschaft? Stimmt es überhaupt, dass sich die Partner in ihren getrennten Betten schließlich auch im Alltag auseinanderleben? Tatsächlich ist die räumliche Trennung in der Nacht und die damit nicht erfüllten „emotionalen Bedürfnisse“ nicht selten der Grund für eine Affäre.
Eigene Betten – was passiert mit der Liebe?
Getrennte Schlafzimmer sind das Ende der Löffelchen. Wie zwei klobige Hanteln liegen die einstmals eng umschlungenen in unterschiedlichen Betten. Bei getrennten Betten schwingt die Angst mit, ein Stück der Bindung zum Partner aufzugeben. Mit der Auflösung des gemeinsamen Schlafplatzes geht auch ein Teil der eigentlich selbstverständlichen Nähe verloren. Doch ist die selige Vorstellung vom aneinandergekuschelten Einschlafen häufig weit von der Realität entfernt. Wer sich bewegt, zieht gleich den Partner mit, das belegt auch die Wissenschaft. Laute Schnarch-Attacken, Hustenanfälle, Rumwälzerei, nächtliche Toilettengänge und – Last but not Least – der Durchzugs-Zoff um das Fenster zerren an der Beziehung. Die schlechte Stimmung setzt sich gewöhnlich am nächsten Morgen fort: mit zerknautschten Gesichtern, unausgeruhten Partnern und strapazierten Nerven.
Glückliche Paare, nächtliche Kriege – in getrennten Zimmern Schlafen
Es gibt Paare, die sich rundum glücklich miteinander fühlen – tagsüber. Nachts beginnt der Krieg im Bett: um Decken, Raumtemperatur, Gestrampel und Geschnarche. Zumindest für solche Paare scheinen die getrennten Schlafzimmer eine ideale Lösung, die Beziehung zu erhalten. Auch die Wissenschaft stützt das Konzept: Allein schläft es sich ruhiger als zu zweit. Getrennte Betten können in solchen Fällen die Beziehung festigen und den nächtlichen Dauerstreit aus der Welt schaffen. Wer sich durch den unruhigen Schlaf des Partners gestört fühlt, sieht meist wenig Anlass für ein klärendes Gespräch, denn ändern lässt sich (vermeintlich) wenig. Möglicherweise ist genau diese Annahme falsch. Denn häufig spielen körperliche Ursachen eine Rolle bei schlechtem Schlaf, den vielen Toilettengängen und beim Schnarchen.
Eintauchen in die Schlafprobleme – organische Ursachen
Statt Gesprächen und Ursachenforschung wird die Nacht auf dem Sofa verbracht, der Fernseher läuft und am nächsten Morgen ist man wie gerädert. Keiner schläft mehr gut, denn die Einsamkeit im Schlafzimmer und das Gefühl, etwas falsch zu machen, belasten die Beziehung. Liegen die Ursachen für die Schlafprobleme des Partners tatsächlich in körperlichen Problemen oder Erkrankungen, sind die getrennten Betten umso gefährlicher: Nur der Partner kann bemerken, wenn in der Nacht etwas nicht stimmt. Nur der Partner kann sehr zuverlässig Veränderungen oder Verschlimmerungen im Schlafverhalten bemerken und rechtzeitig Alarm schlagen. Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Äußern sich dabei Symptome von Erkrankungen, kann man rechtzeitig eingreifen.
Schnarchlösungen als Beziehungskitt
Um wieder ruhig und gemeinsam im selben Bett zu übernachten, genügt in vielen Fällen eine wirksame Lösung für das laute Schnarchen. Ein Aufdecken und Bekämpfen der Schnarchursachen lohnt selbst dann, wenn es den nicht-schnarchenden Partner wenig stört. Denn schon das einfache Schnarchen ist mit ernsthaften gesundheitliche Risiken verbunden. Schnarchen ist immer eine Symptom einer obstruktiven Schlafapnoe (Upper Airway Resistance Syndrom). Die verengten Atemwege erschweren die Atmung. Das stresst den Körper und führt zu einem unausgeruhten Schlaf. Selbst ein leichtes Schnarchen kann durch die entstehenden Vibrationen Schäden in den Halsschlagadern und schließlich sogar Schlaganfälle auslösen.[mfn]https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28695757/[/mfn]
Schlaflabor – das Einzelbett unter Beobachtung
Ideal ist, wenn das Schnarchproblem ärztlich diagnostisch geklärt wird. Im Schlaflabor wird der Schlaf untersucht: Gehirnströme werden gemessen und die Atmung beobachtet. Fast alle Schnarchprobleme und Schlafstörungen lassen sich gut behandeln. Verschiedene Möglichkeiten kommen bei der Schnarch-Therapie in Frage: Eine Schlafapnoe-Operation des Kiefers schaltet in nahezu allen Fällen auch das Schnarchen ab. Das Bimaxilläre Rotation Advancement kann die Atemwege dauerhaft erweitern und so ebenfalls dem nächtlichen Schnarchen vorbeugen. Die Standardtherapie bei der Schlafapnoe ist jedoch die CPAP-Maske. Doch leider kommt auch die nicht ganz ohne Seiteneffekte ins Bett.
Zurück zum Löffelschlaf – mit der CPAP-Maske
Die CPAP-Maske ist Standard bei störendem Schnarchen oder nächtlichen Atemproblemen. Die Geräte blasen Atemluft mit Überdruck in die Lungen, was bei einer Vielzahl von Atem- und Schnarchproblemen Erleichterung verschafft. Zwar sind die Geräte sehr leise und weniger störend als das Schnarchen oder die Atemaussetzer des Partners, dennoch sind sie in der Stille der Nacht hörbar. Die Atemluft strömt wieder aus dem Gerät und ein Zischen und Brummen der Maske kann wahrgenommen werden. Eine CPAP-Maske verspricht dem Schnarchenden jedoch eine erhebliche Erleichterung und die Betriebsgeräusche des Geräts sind meist deutlich leiser als das ursprüngliche Schnarchen. Die Medizin stellt für das Schnarchen wirksame und weitgehend unkomplizierte Lösungen bereit – von der Kieferoperation, über die Weitung der Atemwege bis zum Tragen der CPAP-Maske. Schnarchen längst nicht mehr zur Trennung der Schlafzimmer führen.
Getrennte Schlafzimmer – gemeinsame Lösungen finden
Gemeinsam werden die getrennten Schlafzimmer geplant. Was meist mit dem Sofa im Wohnzimmer beginnt, endet früher oder später auf räumlich getrennten Schlafplätzen. Im Prinzip kann eine stabile Beziehung damit durchaus umgehen. Die Chancen auf ein weiteres Auseinanderleben steigen allerdings auch. Oft dauert es Monate oder sogar Jahre, bis sich die Partner zu getrennten Betten durchringen. Bis dahin könnten viele Paare intensiver nach den Ursachen für das nächtliche Generve suchen. Oft ist dem Partner nicht einmal klar, wie unruhig oder laut er eigentlich schläft. Auch das vom Restless Leg Syndrom (RLS und PLM) ausgelöst wilde Treten und Wälzen lässt sich inzwischen behandeln. Getrennte Betten hin oder her – diese Dinge sollten medizinisch immer angegangen werden. Schließlich kann auch nur die richtige Therapie die Löffelchen wieder in Form bringen und Sie müssen nicht mehr in getrennten Zimmern schlafen.