Viele Menschen kennen die Situation: Sie werden mehrmals in der Nacht wach, weil die Blase drückt. Nur der Gang zur Toilette schafft Abhilfe. Im Gegensatz zur gängigen Meinung trifft dies nicht nur ältere Männer, auch Frauen und jüngere Menschen können betroffen sein. Die Folge ist Unkonzentriertheit und Müdigkeit bis hin zu Depressionen.
Meist ist häufiges Wasserlassen in der Nacht nicht nur eine lästige Sachen, sondern ein Warnhinweis. Der erhöhte Harndrang in der Nacht ist oft ein Anzeichen für eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Daher sollten Sie das nächtliche Wasserlassen ernst nehmen und mit Hilfe eines Arztes nach der Ursache forschen.
Nykturie Definition – mehr als zweimal pro Nacht ist außerhalb der Norm
Das Wort Nykturie stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt soviel wie „das nächtliche Harnlassen“. Das bedeutet, dass der nächtliche Schlaf durch häufiges Wasserlassen unterbrochen wird. Von einem krankhaften Zustand spricht man, wenn Sie zweimal oder häufiger innerhalb einer Nacht wach werden, weil die Blase drückt, ohne dass Sie am Abend besonders viel getrunken haben.
Die Nykturie ist die häufigste Ursache für Schlafstörungen, obwohl sie nicht als eigenständige Krankheit gilt. Vielmehr ist der nächtliche Harndrang ein Indikator für eine andere Erkrankung. Daher sollten Sie unbedingt untersuchen lassen, aus welchem Grund die Nykturie bei Ihnen auftritt.
Oft wird im Zuge von Nykturie auch von Polyurie gesprochen. Polyurie bezeichnet die krankhaft erhöhte Frequenz der Urinausscheidung. Je nach Ursache können Nykturie und Polyurie parallel auftreten, dennoch kann sich der vermehrte Harndrang auch ausschließlich auf die Nacht beschränken.
Nykturie – vielmehr als ein Problem von alten Männern
Wer an das nächtliche Wasserlassen denkt, stellt sich vor allem alte Männer vor – doch Nykturie trifft Frauen und Männer gleichermaßen. Ab einem Alter von 70 Jahren leiden ca. 60% aller Menschen an dem vermehrten nächtlichen Harndrang. Aber auch in der Altersgruppe der 20-40jährigen kann Nykturie auftreten. Hier sind knapp 20% der Personen betroffen – auffällig häufig handelt es sich hier um Frauen.
Die Folgen der Nykturie führen zu weitreichenden Einschränkungen
Der durch die Nykturie ausgelöste schlechte Schlaf kann Ihnen viel Lebensqualität rauben. Neben der Tagesmüdigkeit treten Konzentrationsschwäche und eine Verminderung der geistigen Leistung auf. Außerdem leiden Betroffene häufig unter Kopfschmerzen und/oder Übergewicht. Dies kann so weitreichend sein, dass Ihre Arbeitsproduktivität um bis zu 24 % sinkt. Diese Folge der Begleiterscheinungen der Nykturie können ebenfalls zu Depressionen führen. Insbesondere ältere Menschen haben durch den Schlafmangel ein gestörtes Gleichgewichtsempfinden, welches zu einem erhöhten Sturzrisiko führt.
Daneben kann die Nykturie auch die Gesundheit des Partners beeinflussen, da dessen Schlaf durch den stetigen Gang zur Toilette ebenfalls unterbrochen wird.
Da sich die Nykturie so enorm auf Ihre Lebensqualität auswirkt und auch ein Anzeichen für schwerwiegende Krankheiten sein kann, sollten Sie dieser unbedingt entgegen wirken.
Die Ursachen für Nykturie sind vielfältig
Wie bereits erwähnt, ist die Nykturie keine eigenständige Krankheit, sondern nur ein Symptom. Das bedeutet, dass verschiedene Gründe für das nächtliche Wasserlassen zugrunde liegen können. Daher muss genau überprüft werden, warum der Harndrang in der Nacht gesteigert ist.
Tritt die Nykturie im Alter auf, kann die Veränderung der Blase eine mögliche Erklärung sein. Durch die sinkende Elastizität der Blase kann Urin nicht mehr so gut gehalten werden oder das Restharnvolumen steigt. Insbesondere bei Männern kann auch die gutartige Vergrößerung der Prostata auf die Blase drücken.
Neben der reinen Veränderung durch das Alter können aber verschiedene Krankheiten der Grund für eine Nykturie sein. Diese sind sehr vielfältig. Ist aber einmal der wahre medizinische Grund erkannt, kann dieser gut behandelt werden und somit auch der nächtliche Gang zur Toilette reduziert werden.
Medizinische Gründe für eine Nykturie sind folgende:
- Herzinsuffizienz: Durch die eingeschränkte Funktion des Herzens lagert der Körper am Tag Wasser in den Beinen ein. Diese wird dann nachts ausgeschwemmt und kann so zu gesteigertem nächtlichen Harndrang führen.
- Schlafapnoe: Nykturie gilt neben Schnarchen als Leitsymptome der Schlafapnoe. Hierbei wird der Schlaf durch Atemaussetzer unterbrochen. Wird nun die Schlafapnoe medizinisch behandelt, reduziert sich auch der nächtliche Harndrang.
- neurologische Erkrankungen: Neurologische Erkrankungen wirken sich häufig auf die Blasenfunktion auf. Viele führen zu einer überaktiven Blase, so auch bei der Schlafkrankheit Narkolepsie. Hier ist das Symptom besonders störend, da durch die nächtliche Unterbrechungen auch die Symptome der Narkolepsie verstärkt werden.
- Übergewicht: Das erhöhte Gewicht drückt auf die inneren Organe, wie Darm & Blase. Durch den verstärkten Druck entsteht ein erhöhter Harndrang.
- Harntreibende Medikamente: Werden harntreibende Medikamente eingenommen, sollten diese eher morgens anstatt abends eingenommen
Was kann man bei Nykturie tun?
Da die Nykturie meist das Symptom einer anderen Krankheit ist, gilt es vorrangig die ursächliche Krankheit zu behandeln. Wenn diese behandelt wird, sinkt meist auch der nächtliche Harndrang. Trotzdem können Sie im Alltag auf einige Dinge achten, die das Wasser lassen in der Nacht reduzieren.
- Reduzieren Sie die Flüssigkeitszufuhr in den Abendstunden (ca. 2 Stunden vor dem zu Bett gehen)
- Verzichten Sie auf Kaffee, Alkohol und Tee vor dem Schlafengehen.
- Gehen Sie unmittelbar vor dem Schlafengehen noch einmal zur Toilette.
- Leiden Sie an Ödemen (Wassereinlagerungen), kann es helfen, Kompressionsstrümpfe zu tragen und die Beine bereits am Nachmittag hoch zu lagern.
- Körperliche Aktivität am Tag kann zu einem besseren Schlaf führen.
- Bei einer überaktiven Blase können die nächtlichen Toilettengänge oftmals durch ein Blasentraining verringert werden.