Die Atmung läuft im Normalfall automatisch, es sei denn, gesundheitliche Gründe sprechend dagegen. Menschen, die unter Schlafapnoe leiden, gehören zu dieser Sparte, sie benötigen bei ihrer schlafbezogenen Atemstörung fachmännische Hilfe. Im Gegensatz dazu gibt es Menschen, die bewusst über einen längeren Zeitraum auf das Atmen verzichten, weil sie sich ohne entsprechende Sauerstoffgeräte unter Wasser befinden. Durch gezieltes Training lassen sich die Tauchzeiten nach und nach verlängern, dabei sollte der Taucher allerdings die Risiken im Blick behalten, um keinen Schaden zu erleiden.
Bei Sauerstoffmangel droht der „Schwimmbad-Blackout“
Der Atemreiz lässt sich durchaus für eine Weile unterdrücken, doch die meisten Menschen halten dies nicht einmal eine Minute lang durch. Wer länger unter Wasser bleiben möchte, der muss lernen, den Reiz zu verzögern und so ein gewisses Maß an Zeit zu gewinnen. Das funktioniert durch sogenanntes forciertes Atmen beziehungsweise Hyperventilation direkt vor dem Tauchgang. Dabei senkt sich der Kohlendioxidgehalt im Blut ab, der pH-Wert steigt und der Körper gibt sich mit einem niedrigeren Sauerstoffgehalt zufrieden als normal. Allerdings kann es auch geschehen, dass der Atemreiz durch diese Vorübung zu spät einsetzt, wenn sich bereits zu wenig Sauerstoff im Blut befindet, um alle Systeme aufrechtzuerhalten. Apnoetaucher müssen also sehr genau wissen, was sie tun, um nicht womöglich unter Wasser ohnmächtig zu werden. Neulinge auf diesem Gebiet erkennen die Vorboten einer kommenden Ohnmacht tendenziell zu spät, es kommt zu einem sogenannten Schwimmbad-Blackout. Dann tut schnelle Hilfe not, der Bewusstlose muss sofort an Land gebracht werden, um nicht zu ertrinken.
Unfallquote ist aufgrund sorgfältiger Vorbeugung gering
Es gibt also gute Gründe, bei dieser Sportart extrem vorsichtig zu sein. Nicht nur das regelmäßige, gewissenhafte Training sollte im Fokus stehen, sondern auch die Zusammenarbeit mit einem Tauchpartner oder einer -partnerin. Jeder Tauchgang findet mindestens zu zweit statt, die beiden Tauchbuddies sichern sich wechselseitig, nie befinden sie sich gemeinsam unter Wasser. Dieses Vorgehen hat längst dafür gesorgt, dass die Unfallquote beim Apnoetauchen stark zurückgegangen ist. Das Tauchen ohne Atmen ist zu einer interessanten Freizeitbeschäftigung geworden, die sich bis zum Extremsport ziehen kann.
Abenteuerlustige Menschen erforschen damit die Grenze ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit und schieben diese immer weiter nach hinten. Doch das Apnoetauchen steht für die meisten Sportler nicht allein auf weiter Flur: Sie haben es sich oft auch zum Ziel gesetzt, jederzeit die Schönheiten der Unterwasserwelt erkunden zu können, ohne dafür zu einer technischen Ausrüstung greifen zu müssen. Das Gerätetauchen hat trotzdem seinen eigenen Platz in dieser Rechnung: Eine Vielzahl von Tauchern betreiben beide Varianten, um auch im Gerätebereich leistungsfähiger zu werden.
Tieftauchen ohne Atemgerät: eine spezielle Herausforderung beim Apnoetauchen
Einen Meilenstein setzte der französische Apnoetaucher Jacques Mayol, der 1976 mehr als 100 Meter tief tauchte, ohne ein Atemgerät dabei zu haben. Er gilt auch heute noch als Pionier und Vorbild für alle, die auf seinen Fußspuren wandeln. Das Apnoetauchen in der Tiefe hat aber seine eigenen Haken und Ösen, die weitere Gefahren mit sich bringen. Der Sportler muss komplexe Ausgleichtechniken erlernen, um den nötigen Druckausgleich zu bewältigen. Sein Brustkorb muss elastischer werden, ebenso das Zwerchfell und die Zwischenrippenmuskulatur. Auch die Lunge benötigt ein spezielles Training, damit das Organ lernt, sein Gewebe mit Lymphe und Blut zu füllen, um auf den äußeren Druck mit genügend Gegendruck zu antworten. Diesen „Bloodshift“ nutzen beispielsweise Robben, um ihren Körper beim Tauchen vor Schäden zu schützen. Bei ihnen funktioniert das von selbst, Menschen jedoch sind gezwungen, durch beständiges Üben nachzuhelfen.
Ab 30 bis 40 Meter Tiefe beginnt der freie Fall im Wasser
Die Druckzunahme unter Wasser wirkt sich nicht nur auf die Atemorgane aus, sondern auf sämtliche Körperhöhlen, die mit Luft gefüllt sind. Es kann wie beim Gerätetauchen zu einem Tiefenrausch kommen, ebenso zu Ohrenschmerzen oder sogar dazu, dass das Trommelfell reißt. Die Stirn- und Kieferhöhlen werden ebenfalls stark belastet, der Apnoetaucher muss immer wieder aufs Neue einen Druckausgleich durchführen. Er presst die Atemluft aus der Lunge in die Körperhöhlungen hinein. Die Lunge aber ist spätestens auf 35 Meter Tiefe maximal komprimiert. Der Körper verliert dadurch an Auftrieb und tritt ab etwa 30 bis 40 Metern in den freien Fall ein: ein erstaunliches Erlebnis, das nie wieder in Vergessenheit gerät.
Anders als beim Fallschirmsprung wartet unten nicht der sichere Grund, sondern nur der Umkehrpunkt, von wo aus es wieder nach oben Gehen muss! Denn unter Wasser finden wir Menschen trotz aller Bemühungen bekanntlich keinen geeigneten Lebensraum.
Ausrüstung? Beim Apnoetauchen nur bedingt nötig
Das Freitauchen zeichnet sich dadurch aus, dass kein Equipment nötig ist. Im Grunde reichen eine einfache Badehose oder ein Badeanzug aus, um diesen Sport auszuüben. Die meisten Anfänger versorgen sich zusätzlich mit einer ABC-Tauchausrüstung und einem Neoprenanzug. Das ABC-Set besteht aus Schnorchel, Maske und Tauchflossen. Die Tauchmaske bedeckt Mund und Nase und versetzt den Taucher damit in die Lage, ihren Innendruck zu regulieren. Sie verfügt außerdem über einen flexiblen Nasenerker, damit der Druckausgleich problemlos funktioniert: So beugt der Taucher einem Barotrauma vor und schützt damit seine Gesundheit. Die Flossen helfen dabei, an Schnelligkeit zu gewinnen. Das ist vor allem beim Auftauchen nötig, wenn die Luft beginnt, knapp zu werden. Der Neoprenanzug schützt den Körper vor dem Auskühlen, denn tief unten im Wasser kann es sogar in tropischen Gegenden ziemlich kalt werden. Offenzelliger Neopren gewährleistet eine besonders gute Wärmeisolation und ist deshalb „wärmstens“ zu empfehlen.
Um beim Tieftauchen richtig an Fahrt zu gewinnen, benutzen viele Apnoetaucher Bleigürtel und Halsblei. Richtig professionell wird es, wenn eine Schlittenkonstruktion ins Spiel kommt, die den Sportler per Seilantrieb in die Tiefe zieht. Doch bevor ein Taucher für eine derartige Tour bereit ist, vergehen zahlreiche Übungsstunden, die ihm das nötige Know-how und Körpergefühl vermitteln, um in eigentlich lebensfeindlicher Umgebung nicht nur zu überdauern, sondern auch noch Freude zu haben.